Pater Rupert Mayer
Pater Rupert Mayer (1876-1945) wuchs in Stuttgart auf. 1899 wurde er zum Priester geweiht und trat 1900 in den Jesuitenorden ein. Ab 1906 war er als Volksmissionar tätig und wurde 1912 nach München berufen, um sich als Seelsorger vor allem um die geistigen und sozialen Nöte der Zuwanderer zu kümmern. Sein besonderer Schwerpunkt war die Familienseelsorge.
Im 1. Weltkrieg war er ab 1915 zunächst als Sanitätshelfer, später als Feldgeistlicher tätig. Dabei wurde er schwer verwundet, als er sich an vorderster Front schützend über einen Kameraden warf.
Er mußte Oberschenkelamputiert werden, was eine lebenslange Behinderung verursachte.
Bereits Anfang der Zwanzigerjahre setzte sich P. Rupert Mayer in München mit dem Kommunismus und dem aufkeimenden Nationalsozialismus auseinander. Er besuchte zahlreiche Veranstaltungen seiner
weltanschaulichen Gegner und bekämpfte in erregten Diskussionen ihre Ziele und Methoden.
In seinen Predigten verurteilte er den Klassen- und Rassenhass nach den Revolutionswirren in München. Die Bevölkerung schätzte ihn als unermüdlichen Seelsorger im sozialen Elend der Großstadt.
Dank seiner regen Tätigkeit galt er bald als „Apostel Münchens“. Um den Gläubigen, die den Sonntag im Münchner Umland verbrachten, einen Gottesdienstbesuch zu ermöglichen, erfand und organisierte
P. Rupert Mayer ab 1925 die legendären Gottesdienste zwischen 3 Uhr und 18 Uhr in einer Halle des Hauptbahnhofs, bei denen er selbst die Messe las und predigte.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wandte sich P. Rupert Mayer in seinen Predigten gegen antichristliche Hetzkampangnen und betonte, dass der Mensch Gott mehr gehorchen müsse
als den Menschen. Als er trotz eines Redeverbots weiterpredigte, wurde er dreimal verhaftet, 1937 vor ein Sondergericht gestellt und Ende 1939 in das KZ Sachsenhausen eingeliefert, wo er nach
sieben Monaten Isolationshaft in Lebensgefahr schwebte. Da die NS-Machthaber befürchteten, sein Tod könne in München Unruhen auslösen, wurde er Anfang August 1940 ins Kloster Ettal verbannt,
unter der Bedingung keine Seelsorge mehr auszuüben und nicht mehr zu predigen. Er durfte keine Besuche empfangen und das Kloster nicht verlassen. Er schrieb: „Seitdem bin ich lebend ein Toter, ja
dieser Tod ist für mich, der ich noch so voll Leben bin, viel schlimmer als der wirkliche Tod, auf den ich schon so oft gefaßt war.“
Wenige Tage nach dem Einmarsch der Amerikaner im Mai 1945 kehrte Pater Rupert Mayer nach München zurück. Er war wieder der stadtbekannte Helfer in allen Nöten. Am Allerheiligentag 1945 erlitt er
bei der Messfeier am Altar stehend einen Schlaganfall und starb. Die Münchner sagten: „Nicht einmal im Tod ist er umgefallen.“ Zunächst wurde er auf dem Ordensfriedhof in Pullach beigesetzt, 1948
aber unter großer Beteiligung der Münchner Bevölkerung in die Bürgersaalkirche überführt.
Sein Grab in der dortigen Unterkirche ist eine Wallfahrtsstätte, die bis heute ein Zentrum des Gebets mitten in der Großstadt bildet und täglich von zahlreichen hilfesuchenden Menschen in ihrer
Not aufgesucht wird. Am 3. Mai 1987 sprach Papst Johannes Paul II P. Rupert Mayer in München selig. Seine Begründung: “Seine Zivilcourage und sein soziales Engagement aus christlicher Motivation
können beispielhaft sein für Menschen unserer Zeit.“